Der 1886 im westfälischen Coesfeld geborene Joseph Enseling gehörte einer Künstlergeneration an, die die Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte. Oft hatten die jungen Künstler ihre Ausbildung noch vor dem Ersten Weltkrieg begonnen, den sie als Soldaten miterlebten, und gelangten in den politisch ebenso unruhigen wie künstlerisch fruchtbaren zwanziger Jahren zur Entfaltung ihres individuellen Stils.
Joseph Enseling war - mit Unterbrechung der beiden Weltkriege - vierzig Jahre lang Hochschullehrer und hat neben öffentlichen Aufträgen, bedeutender Arbeiten für Industriewerke, Porträts und Genredarstellungen für Privatpersonen, einen sehr erheblichen Teil seiner Arbeitskraft in die Ausbildung jüngerer Künstler investiert. Dieses Engagement war besonders fruchtbar in der Nachkriegszeit, als eine neue Künstlergeneration sich an die Aufgabe machte, die Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu gestalten.
Nach der Wiedereröffnung der Düsseldorfer Kunstakademie, leitete Enseling, ebenso wie Ewald Mataré und Josef Mages, eine Bildhauerklasse, und vermittelte neben solidem technischen Können die Naturbeobachtung als Prinzip aller künstlerischen Gestaltung. Auch Joseph Beuys, der in seiner weiteren Entwicklung von der naturalistischen Kunstauffassung entschieden abwich, hat sich ausdrücklich als ein Schüler Joseph Enselings bezeichnet.
Joseph Enseling hatte stets eine enge Verbindung zur Stadt Düsseldorf. An der damals als progressiv geltenden Kunstgewerbeschule am Rheinufer begann Enseling 1905 sein Studium der Bildhauerkunst; in der Schützenstraße ließ er sich nach seinem Studiumaufenthalt in Paris 1912 nieder und gründete sein erstes Atelier. Seine Lehrtätigkeit an der Folkwang-Schule in Essen machte zwar die Ruhrmetropole zu seinem wichtigsten Betätigungsfeld, doch der Kontakt zu Düsseldorf blieb. 1938 wurde Enseling als Professor an die Düsseldorfer Kunstakademie berufen. Er erwarb ein Haus am Rande des Hofgartens, wo er sich nach seiner Emeritierung 1952 ein Atelier einrichtete und mit seiner Familie bis zu seinem Tod 1957 lebte.
(Quelle: Joseph Enseling 1886-1957 Skulpturen, aus dem Vorwort von Wieland Koenig)